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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 14.06.2003


Fliegen auf nackter Haut
Kirsten Eisenberg

Die Filme der japanischen Künstlerin Yoko Ono, die vom 14. Juni bis zum 06. Juli in der NGBK zu sehen sind, provozieren und sprechen über den visuellen Weg viele Sinne an




Eine asiatisch aussehende Frau sitzt auf einer Bühne, den Blick starr geradeaus gerichtet, die Gesichtszüge erstarrt. Immer wieder kommen Menschen auf die Bühne. Sie schneiden der Frau Stück für Stück ihre Kleider vom Leib, während diese stumm die Prozedur über sich ergehen läßt.
Die Frau auf der Bühne ist Yoko Ono, die 1933 in Tokyo geboren wurde und sich zu einer der bedeutendsten New Yorker KünstlerInnen ihrer Zeit entwickelte.
In "Cut Piece" wie auch bei den meisten anderen Filmen, die im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden, ist sie nicht nur Künstlerin sondern auch als Protagonistin zu erleben.

Yoko Ono provoziert mit ihren Filmarbeiten starke menschliche Empfindungen, wie hier in "Cut Piece" ein Gefühl der Scham und des Ausgeliefertseins.
In einem anderen Werk, "Fly", ist ein nackter Frauenkörper zu sehen, auf dem Fliegen herumkrabbeln und beim Betrachter gleichermaßen voyeuristische Neugier wie unangenehmen Ekel auslösen. Inspiriert wurde Yoko Ono zu dieser Arbeit durch einen Zeitungsbildwitz, in der ein Mann einer Frau in ihr Decolleté starrt und vorgibt, er beobachte die Fliege, die sich dort befindet.

In vielen Beiträgen ist der menschliche Körper Träger von Yoko Onos Botschaften, was von den Kritikern der 60er nicht immer positiv aufgenommen wurde. So schrieb eine Zeitung zum Film "Nr.4 (Bottoms)", in der 365 nackte Hinterteile zu sehen sind: "It´s for sitting on, spanking and pinching. But, please, not filming." Andere Stimmen sahen in ihr jedoch schon damals "a one person culture explosion" - die geteilten Meinungen über die berühmte Japanerin haben sich sicherlich bis heute fortgesetzt.

Die Ausstellung setzt sich aus Filmprojektionen in abgedunkelten Bereichen, DVD-Filmen auf Fernsehbildschirmen aber auch Fotos zu Dreharbeiten oder Aufzeichnungen, Zeitungs-Collagen und Filmskripte der Künstlerin zusammen. Die Werke befinden sich zumeist in Yoko Onos Privatbesitz.

Obwohl auch einige Arbeiten aus dem 21. Jahrhundert ausgestellt werden, stammen die meisten Filme aus den 60er und 70er Jahren.
Einige entstanden in Zusammenarbeit mit ihrem zweiten Mann, der Beatles-Legende John Lennon. Darüber, dass Yoko Ono aber eben oft zu Unrecht nur als Ehefrau des berühmten Sängers gesehen wird, ist frau sich spätestens bei Verlassen der Ausstellung bewusst.

Neben der Ausstellung in der NGBK präsentiert das FSK am Oranienplatz ein umfangreiches Filmprogramm. Hier können auf großer Leinwand vom 19. bis zum 25. Juni Filme der Künstlerin sowie unter anderem ein Interview mit Yoko Ono von 1992 angeschaut werden.



14. Juni bis 06. Juli, täglich 12-18.30 Uhr
Yoko Ono Film Works Filme Seen and Unseen

im Realismus Studio der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK)
Oranienstraße 25
Tel.: 030-6153031
ngbk@ngbk.de
www.ngbk.de

Filmreihe in Zusammenarbeit mit dem fsk-Kino am Oranienplatz
Segitzdamm 2
Tel.: 030-6142462


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Beitrag vom 14.06.2003

AVIVA-Redaktion